1986

Rita Süssmuth – Die erste Frauenministerin

1985 wurde die CDU-Politikerin Rita Süssmuth (geb. 1937) die Nachfolgerin von Heiner Geißler (CDU) und damit Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit. Im Juni 1986 wurde das Bundesministerium um die neue Abteilung Frauenpolitik erweitert, Rita Süssmuth war jetzt Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit und damit die erste Frauenministerin der Bundesrepublik Deutschland. Die Amtsbezeichnungen für Ministerinnen und Minister waren damals noch rein männlich und das Schild an der Tür der ersten Frauenministerin wies Prof.in Dr. Rita Süssmuth als ‚Bundesminister‘ aus.
Rita Süssmuth promovierte 1964 und übte, bevor sie in die Politik wechselte, bis 1982 zahlreiche wissenschaftliche Tätigkeiten aus: 1971 wurde sie zur ordentlichen Professorin für Erziehungswissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Ruhr ernannt, 1973 nahm sie den Ruf der Universität Dortmund an. Parallel dazu begann sie sich politisch zu engagieren und arbeitete von 1971 bis 1985 im Wissenschaftlichen Beirat für Familienfragen des Bundesfamilienministeriums mit. 1977 wurde sie zudem Mitglied in der dritten Familienberichtskommission. 1981 trat sie der CDU bei und erregte insbesondere durch ihre Arbeit im Fachausschuss Familienpolitik Aufmerksamkeit. In den Jahren 1982 bis 1985 leitete sie das Forschungsinstitut ‚Frau und Gesellschaft‘ in Hannover. Von 1987 bis 2002 war sie Mitglied des Deutschen Bundestags, von 1988 bis 1998 war sie Bundestagspräsidentin. Sie hatte von 1986 bis 2001 den Vorsitz der Frauen Union inne, war von 1987 bis 1998 Mitglied des CDU-Präsidiums und saß zwischen 2000 und 2001 der Unabhängigen Kommission Zuwanderung vor.
Während ihrer Amtszeit als Ministerin musste Rita Süssmuth erfahren, dass sich die Akzeptanz für frauen- und familienpolitische Positionen in Grenzen hielt. Heftig umstritten war zu dieser Zeit die familienergänzende Frühförderung und Betreuung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war ein kontrovers diskutiertes Thema. Viele Frauen sahen sich damals mit der Situation konfrontiert, sich für das eine oder das andere entscheiden zu müssen. In Rita Süssmuths Amtszeit fällt unter anderem das Gesetz zur Anerkennung von Kindererziehungszeiten in der Rentenversicherung. Pro Kind wurde zunächst ein Jahr in der Rentenversicherung anerkannt. Zum 80. Geburtstag wurde Rita Süssmuth von der Süddeutschen Zeitung als die Frau bezeichnet, die der CDU den Feminismus beibrachte, ihr Ministerium als Emanzipationszentrale. Rückblickend zieht sie selbst die Bilanz, dass sie durch ihr Engagement in der Frauenforschung und -politik erfuhr, was Ausgrenzung, Geringschätzung und Diskriminierung bedeuten.