1993

Heide Simonis – Die erste Ministerpräsidentin

Am 19. Mai 1993 wurde die SPD-Politikerin Heide Simonis (geb. 1943) in das Amt der Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein gewählt, zwei Wochen nachdem Björn Engholm von seinem Amt als Ministerpräsident zurückgetreten war. Heide Simonis war damit die erste und bis zur Wahl von Christine Lieberknecht zur Thüringer Ministerpräsidentin im Jahr 2009 einzige Frau, die als Ministerpräsidentin an der Spitze eines Bundeslandes stand. Nachdem die SPD bei der Landtagswahl von 1996 die absolute Mehrheit verloren hatte, bildete sie mit den Grünen eine Koalition, die auch bei der Landtagswahl 2000 bestätigt wurde.
Als Heide Simonis das erste Mal zum Ministerpräsidenten-Treffen kam, begann Kurt Biedenkopf als Sprecher die Begrüßung mit den Worten „Meine Herren Kollegen“. Ein Mitarbeiter soll ihm ein Zeichen gegeben haben, denn dann folgte „… und Frau Simonis“.
Heide Simonis war 1969 in die SPD eingetreten und wurde 1976 in den Deutschen Bundestag gewählt. Von 1988 bis 1991 gehörte sie dem Bundesvorstand der SPD an. Ihren Ruf hatte sie sich als Finanzministerin erworben. Als solche war sie von August 1990 bis Mai 1993 Vorsitzende der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) und wurde für ihre konsequente Haltung bei den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst 1992 bekannt.
Am 10. März 1993 wurde sie Stellvertreterin von Ministerpräsident Björn Engholm und galt neben zwei männlichen Kollegen als dessen potentielle Nachfolgerin, da Björn Engholm Kanzlerkandidat der SPD werden sollte. Es war nicht abzusehen, ob eine Frau Chancen auf das Amt als Ministerpräsidentin hätte, doch Björn Engholm stolperte über die Barschel-Affäre. Heide Simonis Fazit dazu lautet, dass eine Frau immer erst dann in ein solches Amt gehoben wird, wenn es vorher einen Mann kräftig aus der Kurve getragen hat. Und sie erinnert sich daran, dass es viel Skepsis gegenüber einer Frau in diesem Amt gab.
Nach dem Ergebnis der Landtagswahl vom 20. Februar 2005 war die Frage der Regierungsbildung unsicher, da SPD und Grüne zusammen nur über 33 Mandate und CDU und FDP gemeinsam über 34 Mandate verfügen konnten. Bei der konstituierenden Sitzung des Landtages am 17. März 2005 stellte sich neben Heide Simonis auch der CDU-Landesvorsitzende Peter Harry Carstensen zur Wahl. Beide konnten in vier Wahlgängen die erforderliche Mehrheit der Stimmen nicht auf sich vereinen. Nach Stimmengleichheit im vierten Wahlgang mit je 34 Stimmen für Carstensen und Simonis stellte sie sich für einen weiteren Wahlgang nicht mehr zur Verfügung und leitete bis zur Wahl von Peter Harry Carstensen im fünften Wahlgang am 27. April 2005 als geschäftsführende Ministerpräsidentin die Landesregierung.